Schuldnerberater informieren
DRK-Schuldnerberatung in Hamburg beteiligt sich an Aktionswoche
Zwischen 3 und 4 Millionen Privathaushalte sind in Deutschland überschuldet. Das ruft unseriöse Kreditvermittler und Schuldenregulierer auf den Plan. „Bei der Kreditvermittlung und Schuldenregulierung wimmelt es vor schwarzen Schafen“ warnt Heribert Rollik, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). Die DRK-Schuldnerberatung in Hamburg beteiligt sich an der Aktionswoche und steht am Mittwoch, den 23. Juni, von 15.00 bis 17.00 Uhr bereit, um über die Praktiken der Armutsprofiteure aufzuklären.
Unseriöse Kreditvermittler werben mit „Krediten ohne SCHUFA-Auskunft“ und erwecken so den Eindruck, dass auch Kreditsuchende mit schlechter Bonität einen Kredit bekommen. Sie halten die Kreditsuchenden mit zahlreichen Schreiben hin, in denen sie noch fehlende Dokumente bzw. Informationen fordern, um dann unter fadenscheinigen Begründungen einen Kreditantrag abzulehnen. Zeitgleich fordern sie hohe Auslagenerstattungen, drohen schon einmal vorsichtshalber mit Inkasso und „sofortiger Pfändung“. Die meisten Betroffenen sind eingeschüchtert und bezahlen diese Gebühren. Das Geschäftsmodell beruht gerade darauf, keine Vermittlungsversuche zu unternehmen, da die „Kreditvermittler“ ohnehin von der gezahlten „Aufwandspauschale, Bearbeitungsgebühr, Aufwandsentschädigung“ etc. gut leben können. Eine Studie der SCHUFA aus dem Jahr 2007 hat festgestellt, dass jährlich etwa 394.000 Menschen Opfer eines Kreditvermittlungsbetrugs werden.
Wegen der ungenügenden Beratungskapazität ist es derzeit nur ca. 10 % der überschuldeten Menschen möglich, in einer Schuldnerberatungsstelle kostenlose Hilfe zu erhalten. Aktuell gibt es in Deutschland etwa 1.000 Beratungsstellen mit rund 1.500 Beraterinnen und Beratern in den Kommunen, Wohlfahrtsverbänden und Verbraucherzentralen. Gemessen an der Zahl der überschuldeten Haushalte ist der Bedarf bei weitem nicht gedeckt.
Die langen Wartezeiten bei den gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen der Wohlfahrts- und Verbraucherverbände machen sich unseriöse gewerbliche „Schuldenregulierer“ zunutze. Sie werben damit, dass es bei ihnen keine Wartezeiten gebe. Doch unseriöse Schuldenregulierer tun nichts anderes, als gegen hohe Gebühren lediglich einfachste Bürodienste zu erledigen (Erfassen der Gläubiger und deren Forderung in einer EDV-Akte). Oder sie vermitteln an einen Anwalt, der zusätzlich Honorar verlangt. „Diese Geschäftemacher bewegen sich oftmals an der Grenze zur Legalität“, so Heribert Rollik. Ihnen geht es nicht um konkrete Hilfe für die Betroffenen, sondern vielmehr darum, aus der verzweifelten Situation überschuldeter Menschen möglichst viel Profit zu schlagen.
In der Aktionswoche der Schuldnerberatung informieren Schuldnerberatungsstellen, woran man unseriöse Angebote erkennt und was zu tun ist, wenn man bereits „in die Falle getappt ist“. Auch die aktualisierte und erweiterte Neuauflage des Handbuchs "Geschäfte mit der Armut" wird in der Aktionswoche veröffentlicht. Das Handbuch ist auf die Beratungspraxis ausgerichtet und behandelt insbesondere jüngste Entwicklungen im Bereich der Kreditvermittlung und des Rechtsdienstleistungsrechts.
Weitere Informationen und Hintergrundmaterialien finden Sie unter www.aktionswoche-schuldnerberatung.de und www.agsbv.de.